Tips & Tricks

Mit der Zeit gewinnt man ja immer wieder neue Erkenntnisse, macht Fehler und lernt hinzu. Ein paar davon möchte ich gerne Teilen

Reparaturen

  • Schaltpläne findet man im Regelfall auf https://www.hifiengine.com/
    • dort kann man sich kostenfrei registrieren und dann entsprechende Schaltpläne / Manuals laden.
  • immer einen Vorrat an Alkohol und Wattestäbchen im Haus haben. möglichst hoher Alkoholanteil, sehr gut (und günstig) ist der typische Brenn-Spiritus
    • gerade wenn man verrottete Gummis säubern muss, hilft das am besten. Auch zum reinigen von Lötarbeiten oder Platinen super geeignet
    • einmal im Monat die Tonköpfe der Decks mit Alkohol und Wattestäbchen reinigen.
    • Ein Pinsel eignet sich einwandfrei um das Kassettenfach zu entstauben bzw. zu reinigen. Oder die Platinen etc.
  • Bei Basteleien an den Geräten diese vom Strom trennen (!!!)
  • Bei vielen Decks, die als defekt angeboten sind, sind die Riemen verrottet. Das ist “normal” nach 30 Jahren+. Neue Riemen kosten ca. 5€, bei Ebay sind die Preise teilweise extremst hoch.
    • sehr gute Erfahrungen habe ich mit  http://www.hifiretroparts.com/ 
    • gerade wenn in der Beschreibung steht wie: lässt sich einschalten, spielt und spult aber nicht, macht aber Geräusche wenn man die Tasten drückt. Muss nicht der / die Riemen sein, in 90% aber schon
    • im Regelfall sollte man zusätzlich zu den Riemen auch die Pinchroller wechseln. Das Gummi ist zwar nicht verrottet, aber trocken und spröde und zerlegt dann gerne mal die Bänder.
      • pro TIP: in Omas Kiste sind die Kasselruther Spatzen und Heimje auf Kassette zu finden? Nicht wegschmeiße, eignen sich hervorragend zum Testen und einstellen von Decks. und wenn diese zerlegt werden, who cares?
  • bewegliche Teile schmieren. Mit Silikonfett  oder WD-40 oder Hydrauliköl wie dieses hier. Aber Achtung: nicht auf Gummis oder Pinchroller. Das wird leierig
    • WD-40 ist wohl eigentlich kein Schmiermittel. Viele empfehlen es, ich nutze es auch, aber nun eigentlich und so. Den Tipp mit dem Hidrauliköl habe ich von einem anderen tapehead bekommen mit ganz viel technischen Erklärungen und Werten. machte sinn, muss ich noch testen
  • bei den ersten Tests nicht die besten Tapes verwenden. Ich habe immer einen Vorrat an alten / abgenudelten, um gefahrlos zu testen
  • defekte,gar nicht mehr funktionierende Decks nicht einfach entsorgen, zumindest Teile wie das Laufwerk, Spulen, Motoren, Riemen etc. ganz mutige löten auch Bauteile aus, und ja, ich war schon froh, das ich Teile vorrätig hatte.

Pflege / Wartung

Entmagnetisierungsdrossel selber bauen 

  • einmal im Monat die Tonköpfe der Decks mit Alkohol und Wattestäbchen reinigen und entmagnetisieren. Zumindest bei den häufiger genutzten Decks
    • mann kann auch in dem Schritt entmagnetisierern, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man das nicht so häufig machen muss.
  • eine Kassette ohne Band hilft ungemein beim Reinigen der Andruckrollen / Pinchroller. 

Azimuth einstellen

Das ist so eine Wissenschaft für sich… Aber eigentlich nicht so schwierig und wenn, muss man das auch nur einmalig vernünftig machen und hat dann Ruhe.

Ich nutze dazu gerne eine mir gut bekannte Aufnahme mit a) Höhenanteil in der Musik (sehr gut auch Tapes ohne Dolby mit gut hörbaren Bandrauschen in dem Falle) und b) idealerweise einer gut heraushörbaren mittigen Quelle, bspw. Sprache > bspw. sowas:  https://de.wikipedia.org/wiki/Jeff_Wayne%E2%80%99s_Musical_Version_of_the_War_of_the_Worlds

Auf jeden Fall sollte man die Aufnahme mit einem sehr gut eingestellten Deck machen. Eine schlechte Aufnahme bringt nichts. Hat man keine eigenen zur Hand, dann eine bespielte Kassette. Empfehlenswert sind die von der deutschen Grammophon, die bekommt man teilweise für lau in den Läden – haben aber im Regelfall eine tolle Klangqualität!

Im Regelfall ist der Wiedergabetonkopf an einer Seite beweglich verschraubt (mittels Feder etc), dort mit einem feinen Kreuzschlitz diesen justieren bis man die Höhen klar hat und der mittige Teil “mittig” ist. idealerweise über Kopfhörer hören.

dann mal laufen lassen, andere Tapes etc. anhören. Ggf nachjustieren. Hier zahlen sich immer kleine Umdrehungen aus. Nicht überdrehen, dann sind die schrauben locker. 

Wenn man zufrieden ist, die Schraube am Tonkopf mit Locktite oder ähnlichen fixieren. 

Aufnahmen

  • Bei Bandkalibirerungen spule ich immer etwas vor, ca 1-2 Minuten. Bei manchen – gerade bei älteren ist das Band am Anfang gerne abgenudelt und somit hat man keine gute Kalibrierung. Wenn eingepegelt, auch etwas laufen lassen, um zu sehen ob die Kalibrierung stabil ist. Drop Outs oder schlechtes Band kann man schon dann gut erkennen
    • gilt natürlich nur bei Decks mit manueller Kalibrierung
    • meine Empfehlung: als Aufnahmedeck idealerweise ein 3-Kopf Deck mit manueller Kalibrierung. 
    • wenn man das nicht hat, zumindest eins mit Bandeinmessung (BLE, ATCS und wie sie alle heissen)
    • lässt sich bspw. der BIAS partout nicht einstellen, kann das auch auf einen falschen Azimuth hinweisen. 
  • Probeaufnahmen machen, gerade ob mit oder ohne Dolby aufgenommen werden soll. Wenn man von digital aufnimmt mit einem guten DAC dann hat man im Regelfall einen so hohen Pegel, dass das Bandrauschen nur minimal zu hören ist.
    • ich tendiere in letzter zeit gerade bei Typ I Bändern zu Aufnahmen ohne Dolby.
  • die richtige Aussteuerung finden… ja das ist so eine Wissenschaft für sich.
    • manche sagen, nur bis “0” aussteuern, andere gehen gerne in den roten Bereich
    • bei Type I kann man gerne “hot” aufnehmen, also über den eigentlichen empfohlene Pegel aussteuern. Das geht bei manchen Bändern gut, natürlich dann nur vorsichtig testen und – idealerweise hat man ja ein 3-Kopf Deck mit Hinterbandkontrolle – hören, ob es Verzerrungen gibt. 
    • Chrome sind da konservativer. Die wenigsten kann man höher aussteuern. 
    • Reineisenband? Feuer frei! aber auch hier nicht alle Regler auf Anschlag.

Decks

ich möchte mich hier ungern für ein bestimmtes Deck / Marke aussprechen. der Reiz ist ja – meiner Meinung nach – gerade im Entdecken und Ausprobieren. Es kann bei jedem anders sein.

Man sollte in Kauf nehmen, dass es sich bei den Decks um teils über 40 Jahre alte Technik handelt, die gepflegt, gewartet werden muss, ihre Macken hat und auch mal gerne rumzickt. Wer Ruhe haben will, kauft neu oder gewartet mit Garantie, muss aber dann auch teils heftige Aufpreise in Kauf nehmen. Das ist auch OK, es gibt genug seriöse Händler. 

Die Preise für Decks gehen aktuell (Stand Mai 2020) wieder etwas hoch, viel wird auch auf Retro und Oldschool gesetzt und manche einfache Decks für viel Geld und High-End angeboten, was man früher eher als Einstiegsklasse deklarierte.

Generell muss man entscheiden, was man ausgeben kann und was man sich auch in Wartung und Reparaturen zutraut. ich habe selber schon ein paar gute Decks zerbastelt. Aber daraus lernt man auch. 

Ich persönlich würde empfehlen, erstmal mit geringem finanziellen Einsatz zu starten. Man bekommt auf Ebay oder in Kleinanzeigen für 50€ gute, funktionierende Midrange Decks. Mein Nakamichi BX125E habe ich in Leipzig privat für 39€ gekauft – und das ist bei mir immer noch die Wiedergabereferenz. Ich stelle ja hier immer wieder Decks vor, die ich kaufe, also gerne stöbern. Ein paar Maxell UR gekauft und los gehts. Wenn man natürlich seine alte Hörspielsammlung nochmal hören möchte, tut’s auch was einfacheres, aber spätestens dann, wenn man auch Aufnahmen machen möchte, sollte man schon was halbwegs vernünftiges haben.

Viel Spaß!